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Aktuelles zum Raps-Markt

Artikel vom  20.11.2020 16:40 Uhr von Stephanie Stöver-Cordes
Rapsfeld

Der Preisentwicklung am Rapsmarkt verlief in diesem Jahr sehr volatil

Seit dem „Corona-Schock“ von Mitte März, der die Rohölpreise und damit auch die Rapspreise ins Minus stürzte hat sich der Rapskurs mehr als freundlich entwickelt. Damals sank der Kurs an der Euronext auf ein Niveau von 335 EUR/t. Doch relativ schnell folgte eine Erholung auf 360/370 EUR/t. Einem langsamen aber stetigen Anstieg folgend überschritten sie im Juni sogar wieder die 380-Euro-Marke und ruderten zur Erntevermarktung im August noch einmal auf 373 EUR/t zurück. Hier startete aber eine erneute Aufwärtsbewegung. Mit einigen Schwankungen kletterte der Rapskurs stetig höher, durchbrach am 9. November die 400-Euro-Marke und landete schließlich bei 415 EUR/t. Das entspricht seit dem Tiefpunkt von Mitte März einem deutlichen Plus von 80 EUR/t (4.000 EUR/Kontrakt!). Doch was sind derzeit die preistreibenden Argumente?

Knappe Rapsversorgung in der EU

Auch in dieser Saison ist die EU auf Importe angewiesen. Wie das USDA zuletzt ermittelte, beläuft sich der Importbedarf auf 5,8 Mio. t, laut Meinung mancher Analysten könnte er sogar noch über 6 Mio. t klettern. Bis zum 15.11. betrug die Importmenge 2,6 Mio. t und davon wurden 1,69 Mio. t alleine aus der Ukraine geliefert. Doch auch das Hauptlieferland Europas hat Ernteeinbußen zu verkraften. Die ukrainische Erntemenge wurde zuletzt mit lediglich 2,5 Mio. t angegeben und es ist abzusehen, dass diese Quelle bald versiegt sein wird. Als weiteres Herkunftsland ist Kanada zu nennen. Immerhin ein Drittel der EU-Importe kamen bisher aus dieser Destination. Doch auch hier ist die Ernte kleiner ausgefallen als im Vorjahr. Darüber hinaus finden sich in diesem Land nur wenige Anbieter, die die von der EU gewünschten GVO-freie Ware liefern können. Bleibt noch Australien, das die EU-Menge weiter ergänzen könnte. Die australische Rapsproduktion ist in diesem Jahr zufriedenstellend ausgefallen und überschreitet mit 3,3 Mio. t die Vorjahresmenge um ca. 43%. Ungefähr ein Viertel dieser Produktion ist GVO-frei.

Weltendbestände sinken; Sojabohnen starten Rally

Am Weltmarkt befürchten Analysten ebenfalls eine weitere Abschmelzung der globalen Endbestände. Laut USDA steht eine globale Rapsproduktion in Höhe von 69,2 Mio. t einem Verbrauch von knapp 70,5 Mio. t gegenüber. Als Folge sinken die Endbestände um 1,4 Mio. t auf 5,2 Mio. t. Das könnte sich in der Preisentwicklung weiter auswirken. Ebenso wie die rasante Kursrally der Sojabohnen an der US-Börse. Nach dem aktuellen USDA-Bericht starteten die Kurse wieder durch. Die US-Endbestände wurden von den US-Experten drastisch nach unten korrigiert und verfehlten die Erwartungen der Analysten. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage Chinas bestehen, sodass sich der Importbedarf mittlerweile auf 100 Mio. t erhöhte. Darüber hinaus haben die weiteren Hauptexporteure aus Südamerika derzeit mit Trockenheit zur Aussaat zu kämpfen und werden ihre Ernte nur verzögert und vielleicht auch in geringerer Höhe als erwartet auf den Markt bringen können. Bis dahin ist die Ware aus den USA gefragt und die Endbestände schrumpfen immer weiter. Unter Marktbeobachtern wurde bereits spekuliert, ob die USA noch auf Exportbeschränkungen zurückgreifen muss. Das könnte den Börsenkurs in Richtung 12-Dollar-Marke treiben und auch die Rapspreise weiter nach oben bringen. Laut unserer Chartanalyse wäre der nächste Widerstand erst bei 420 EUR/t zu finden.

Preisstützende Argumente

Derzeit beherrschen folgende preisstützende Argumente den Markt:

  • Niedrige Rapsbestände in Europa
  • Kleinere Ernten in Ukraine und Kanada
  • Sinkende globale Rapsendbestände
  • Geringe Produktionserwartungen am Palmölmarkt
  • Steigende Pflanzenölpreise
  • Abwärtskorrektur der Sojaendbestände in den USA
  • Hoher Soja-Importbedarf Chinas
  • Trockenheit in Südamerika

Rapsernte Deutschland

  • Produktion: 3,5 Mio. t (Vorjahr: 2,8 Mio. t)
  • Anbaufläche: 954.200 ha (852.800 ha)
  • Ertrag: 36,8 dt/ha

Rapsernte EU-27

  • Produktion: 15,9 Mio. t (Vorjahr: 15,3 Mio. t)
  • Anbaufläche: 5,18 Mio. ha (5,12 Mio. ha)
  • Ertrag: 30,69 dt/ha

Rapsernte global

  • Produktion: 69,17 Mio. t (Vorjahr: 69,22 Mio. t)
  • Anbaufläche: 34,7 Mio. ha (34,9 Mio. ha)
  • Ertrag: 19,93 dt/ha

Quelle: Destatis, EU-Kommission, USDA, alle Angaben ohne Gewähr!

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