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Keine Schweine mehr an der Börse

Artikel vom  25.09.2017 16:37 Uhr

Bis Freitag war es möglich Schweine, Ferkel und Dünger-Kontrakten an der EEX in Leipzig zu handeln. Nach der Börsenrats-Sitzung wurde nun ein Schluss-Strich gezogen.

Wie in der Sitzung am 22. September 2017 vom Börsenrat der EEX in Leipzig beschlossen wurde, wird mit sofortiger Wirkung der Handel von Schweine-Futures eingestellt und die Erteilung von Aufträgen sowie die Registrierung von Geschäften untersagt. Neben den Schweine-Kontrakten sind davon auch die Ferkel- und Dünger-Kontrakte betroffen.

Der Schweine-Handel an der Börse startete in Hannover

Damit endet die Geschichte von Schweinen auf dem Börsenparkett, die 1998 in Hannover begann. Hier wurde eine Warenterminbörse nach den Vorbildern der CBoT (Chicago Board of Trade) und der CME (Chicago Mercantile Exchange) gegründet. Schweine, Kartoffeln, Raps und Weizen wurden in Form von Futures zum Handel angeboten. Zunächst recht stiefmütterlich behandelt, flammte das Interesse auf, als die BSE-Krise im November des Jahres 2000 um sich griff. Bereits im Januar überstiegen die Kontraktzahlen die 5.000er-Marke. Die Absicht der Verkäufer möglichst hohe Preise zu erzielen, galt hierbei als Triebfeder und führte den Schweine-Kontrakt zum Erfolg.

Erfolg des Schweine-Kontraktes reichte nicht zum Erhalt der WTB

Dennoch reichte es nicht, die WTB am Leben zu erhalten. 2005 fusionierte sie mit dem Münchner Vermittler von Kreditforderungen Decrebo zur RMX Risk Management AG. Doch bereits in 2009 war wegen Überschuldungen schon wieder das Ende abzusehen. Die Agrargeschäfte wurden aufgefangen durch die European Commoditiy Exchange (Eucomex), die von der Europäischen Beteiligungs AG (EWB; = Gesellschafter der RMX) gegründet worden war. Aber auch hier ergaben sich Schwierigkeiten, denn es fehlte an Kapital und an einer Handelsplattform, die den Marktteilnehmern zur Verfügung gestellt werden konnte.

Als nächster Schritt folgte im Juli 2009 der Zusammenschluss mit der Eurex, der zweitgrößten Terminbörse der Welt. Agrarprodukte fehlten noch in der Angebotspalette dieser Erfolgs-Börse und das nötige Know-How für eine Erweiterung im Agrar-Business konnten nun die Anteilseigner der EWB liefern. Die Agrarbranche begrüßte diese Kooperation, die mit der Agrarbörse ein wichtiges Instrument des Risikomanagements schaffen konnte.

An der Eurex ging es zunächst bergauf

An der Eurex stellte sich im Bereich der Agrar-Derivate nun ein konstantes Wachstum ein. Insbesondere die Kartoffel-Kontrakte verbuchten einen großen Zulauf und konnten im Juli 2010, also ein Jahr nach Einführung, mehr als 10.000 Umsätze verbuchen. Und schließlich wurde das Angebot noch um Butter und Magermilchpulver erweitert.

Im Mai 2015 erfolgte dann der Umzug der Agrarfutures zur European Energy Exchange (EEX) nach Leipzig. Die EEX ist gilt als führende europäische Energiebörse, die ihr Produktportfolio um Agrarprodukte erweitern wollte. Zug um Zug wurden die offenen Positionen zum Clearinghaus European Commodity Clearing (ECC) überführt und der Startschuss für den Handel fiel am 11.05.2015.

Börsenratssitzung des EEX zieht Schluss-Strich

Bis heute bestand die Möglichkeit, Schweine- oder Ferkelfutures zu handeln. Doch während durchaus einige Verkäufer Ihre Gebote abgaben, fehlten häufig die Käufer und bei eingeschränkter Liquidität lagen die Preisvorstellungen somit meist weit auseinander, was zu weiterer Zurückhaltung der Marktteilnehmer führte. Aufgrund der sehr geringen Handelsaktivität folgte nun die Entscheidung des Börsenrates, die Schweine-, Ferkel- und Düngerkontrakte einzustellen.

 

Quelle: EEX, FAZ, HAZ

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