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Vollständige Rede 30. Weuthen Kartoffeltag 2019

Artikel vom  30.08.2019 14:23 Uhr von Andre Schäfer
Kartoffeln

Aktuelle Situation und Markteinschätzung für die Ernte 2019

Rede von Ferdi Buffen auf dem 30. Weuthen Kartoffeltag 2019


Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Zitat von Angela Merkel: „Wir schaffen das!“
Wir haben das geschafft. Willkommen im Club der Veteranen Ernte 2018.

Wenn wir letztes Jahr um diese Zeit gewusst hätten, wie das Dürrejahr 2018  letztendlich ablief und von den Marktteilnehmern gemanagt wurde, hätten wir damals sicher an dieses Szenario einen Haken gemacht.    

Die Kartoffelwirtschaft, die europäische Landwirtschaft und auch die Logistiker haben diese Herausforderungen angenommen und gelöst. Das Dürrejahr 2018 hatte noch sehr lange Nachwirkungen auf die laufende Ernte.  Vor allem die Frühregionen in Deutschland und die Importregionen aus Südeuropa und Nordafrika haben von den hohen Kassapreisen profitiert und profitieren immer noch davon.

Die Anbausaison begann zwar mit einigen frostigen Nächten. Davon waren auch die nennenswerten Vertragsflächen in Bordeaux betroffen. Trotzdem sahen wir am 6. Juni bei der Saisoneröffnung in der Pfalz sehr gut entwickelte Bestände. Auch die Großkunden der Industrie machten den spezialisierten Anbauern in der Pfalz Komplimente für eine hervorragende Performance und fuhren deutlich entspannter nach Hause.  

Dass die Verarbeiter z.T. bis Mitte Juli über hervorragenden alterntigen Rohstoff verfügten, lag auch daran, dass man im Juni deutlich die Produktionen herunterfuhr. Dies auch, weil man mit Rohstoffpreisen von über 30,00 €/100 kg im globalen Markt nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber den Nordamerikanern war.          

Speisefrühkartoffeln flossen zu historisch hohen Preisen, die bis in den Juli hinein über 70,00 €/100 kg lagen, in den hungrigen Markt. Oftmals musste mangels Alternative ab Ende Juni auch losschalige Ware verpackt werden.
Mit einer leichten Verzögerung, und vor allem im Rheinland etwas später als von vielen Erzeugern erhofft, begann die europäische Verarbeitungsindustrie Rohstoff in täglich steigenden Mengen abzurufen. Insbesondere die Pfalz konnte 1/3 ihres Aufwuchses mit Doppelnutzungssorten für die Verarbeitungsindustrie im Vertragsanbau absetzen. Dies hat enorm zur Stabilisierung aller Frühkartoffelerzeugerpreise beigetragen. 2019 wird als DAS Hochpreisjahr in die Geschichte der frühen Speisekartoffelanbauer eingehen.     

Alle frühen Industriesorten wurden ab Mitte Juli zügig abgewickelt.  Den Beweis der Leistungsfähigkeit und vor allem der Produktionssicherheit hat unsere mit hohen Beregnungskapazitäten ausgestattete Region, neben der Pfalz das östliche Niedersachsen und auch Limburg und Brabant in den Niederlanden, erneut unter Beweis gestellt.      
Dass unser Weuthen -Team gemeinsam mit unseren leistungsfähigen Landwirten, Partnern und allen an der Wettschöpfungskette Beteiligten an einigen Tagen Spitzenverladungen von über 10.000 to bewerkstelligt hat, macht uns sehr stolz.     

In den letzten Wochen bewegen sich die Notierungen sowohl im Industrie- als auch Speisekartoffelbereich nach unten. Bei Speisekartoffeln ist der Markt jedoch immer noch auf sehr hohem Niveau.  
Der Preis für Verarbeitungskartoffeln reagiert immer noch emotional auf aktuelle Wetterberichte und Proberodungen.  Ob die Terminmarktnotierung April in den letzten Wochen immer den realistischen Markt abspiegelt, darf bezweifelt werden. Die Extreme, sowohl nach unten als auch nach oben, scheinen nicht die Erwartungen des Kassamarktes wider zu spiegeln. Aber bekanntlich sind auch Finanzspekulanten am Terminmarkt tätig.   
    
Mangels Alternativen im Ackerbau wurde die Kartoffelfläche in den EU 5 – trotz knappen Pflanzguts - um mindestens 4-6 % ausgedehnt.

Die Flächenausdehnung erfolgte vornehmlich mit den Doppelnutzungssorten wie z.B. die sehr ertragsreiche Musica und vor allem bei den großen Pommes Frites Sorten Fontane, Challenger, Agria, Innovator und Markies.   

Bei den Anbauern aus Nordafrika, Südeuropa und allen anderen Frühregionen ging die positive Erwartungshaltung auf und es wurden sehr auskömmliche Erlöse, sowohl bei Vertragslandwirten als auch bei frei angebauten Flächen, eingefahren.

Unsere sehr robusten, ertragreichen Sorten Ranomi, Musica, Anais für das Frühsegment und Malika, Loreley  und Melody für die Haupternte zeigten dabei überdurchschnittliche Erträge.     

Annabelle ist die frühe, ertragreiche festkochende Salatkartoffel.  Jazzy überzeugte mit sehr guten Qualitäten, Waschoptik und hervorragender früher Packeignung für die weiterwachsenden Kleinstverpackungen und den Babykartoffelmarkt.       
Von den hervorragenden Qualitäten aus unserer Region können Sie sich im Weuthen-Zelt neben dem Haupteingang überzeugen.   

Dass unsere geliebten Kartoffeln mit einer Klimaveränderung bzw. mehr Wetterextremen umgehen müssen, zeigen die letzten Jahre. Daher sind neben weiteren Investitionen in Beregnung hitze- und trockenresistente Sorten ein Schlüssel für die Herausforderungen unserer Zeit.     

Die bewährten Sorten Premiere und Amora bewiesen erneut ihre zuverlässige, frühe Verarbeitungseignung. Die Erträge und Übergrößenanteile dieser Sorten waren jedoch zu Beginn der Verladungen unterdurchschnittlich. Als vielversprechender Newcomer präsentierte sich in diesem Segment die Sorte Francis.  
Die Sorte Zorba stellte erneut auf allen Standorten ihren hohen Ertrag und ihre sichere frühe Eignung für den Fast-Food-Bereich unter Beweis.  Auch die vorgekeimten Innovator waren früh und in Topqualität für den Markt verfügbar.            
Im Anschluss bestätigten Sinora und Arsenal ihr hohes Ertragspotential, ihre   Trockenresistenz und Robustheit. Neben den gefragten Resistenzen zeichnet sich Arsenal erneut als Doppelnutzungssorte für die Chipsproduktion aus.  Erste Partien Agria der neuen Ernte waren bereits in der letzten Juliwoche für die Schälindustrie vermarktungsfähig.    
Auf den Beregnungsstandorten zeigen Innovator gute Erträge. Nicht beregnete Standorte schwächeln nach den Niederschlägen derzeit etwas beim UWG.  Dies ist aber auch ein Zeichen für Wachstum. Die Sorte Jurata bewies in Bayern und auf Standorten im Rheinland und Niedersachsen mit sehr guten Erträgen auch auf trockenen Standorten ihre Wettbewerbsfähigkeit in diesem Segment.   

Auch die sich in unserem Vertragsanbau befindlichen Chipssorten Lady-Rosetta, Austin und die Exklusivsorten Orwell, VR 808, Punchy und Brooke zeigen gute Ergebnisse.  
Die Doppelnutzungssorte Horizon zeigt im Flocken-, Granulat- und Stärkesegment sehr gute Erträge, auch auf schwierigen Standorten.

  • Die Vermarktung der frühen Veredelungs- und Doppelnutzungssorten ist bereits abgeschlossen.
  • Schon letzte und vor allem diese Woche haben wir mit nennenswerten Verladungen von Agria, Challenger und Fontane begonnen.
  • Die Abwicklung der Fast-Food-Sorten Zorba, Innovator und Ivory Russet läuft zügig und planmäßig.
  • Auch Chipssorten werden planmäßig bis Ende Oktober abgewickelt. Die Erträge der   Chipskartoffeln sind bisher eher unterdurchschnittlich.  Arsenal bildet hier mit guten Erträgen eine Ausnahme. Auf dem globalen Chipsmarkt erwarten wir für die ganze Saison gute Vermarktungschancen.
  • Die Speisekartoffelverladungen laufen planmäßig.  Dass zu diesem Zeitpunkt mehr Angebot als Nachfrage für den Speisemarkt zur Verfügung steht, ist saisonbedingt normal und bei den derzeitigen Erlösen und Erträgen auch verständlich.
  • Die für die Exporte nach Benelux und Osteuropa angebauten Speisekartoffeln sind bereits oder werden planmäßig mit ordentlichen Erlösen abgewickelt.
  • Die strukturelle Abstimmung von Lieferprogrammen mit unseren in- und ausländischen Kunden zahlt sich zunehmend aus. Sie bietet vielen Landwirten die Chance, Premiumspeisekartoffeln anzubauen.
  • In Süd-, Nord- und Ostdeutschland laufen die ersten Exporte nach Ost- und Südeuropa an.
  • Auch die Exporteure in den Niederlanden, Frankreich und Belgien haben schon nennenswerte Mengen verladen bzw. berichten von sich anbahnenden Geschäften.  Diese finden jedoch auf ganz anderem Preisniveau statt als die heutigen Abpacknotierungen.
  • Die Abpacker haben im LEH in den letzten Monaten für sehr auskömmliche Erlöse bei ihren Anbauern gesorgt und werden aus Qualitätsgründen schon zeitnah mit den Einlagerungen der Haupternte beginnen.            

      

Die Haupternte stellt sich unserer Meinung nach wie folgt dar:

Es war im Juni, Juli und auch zu Beginn des Augusts wieder trocken und wir verzeichneten mit über 40 °C neue Temperaturrekorde. Trotzdem haben wir eine andere Wachstumssaison wie 2018. Die Niederschläge in der Vorwoche und vor allem die Temperaturkurve der letzten Wochen haben insbesondere den Haupterntesorten noch Zuwachs beschert.

Enorme Investitionen in die Beregnungskapazitäten tragen neben der Flächenausdehnung zu einer entspannteren Rohstoffsituation bei.  Der Kartoffelanbau wird sich in den nächsten Jahren noch weiter auf die guten, sicheren Beregnungsstandorte und auf jungfräuliche Standorte in Frankreich verlagern. Doch Beregnung ist nicht der einzige Schlüssel für eine hohe Ertragsstabilität. Nachhaltige Fruchtfolgen, gesundes Pflanzgut und gute ackerbauliche Praxis tragen hierzu enorm bei. Das zeigt sich insbesondere in Trockenperioden.       

Dass sich unser Klima verändert und wir mit Wetterextremen umgehen müssen, steht außer Zweifel. Auch wenn Kartoffeln oftmals so robust wie Unkraut sind, müssen und werden wir unsere Anbautechnik und unsere Sortenwahl in Zukunft an die neuen Herausforderungen ausrichten müssen.        

Die europäischen Züchterhäuser stellen sich täglich diesen Herausforderungen. Sie können sich auf den Versuchsparzellen und im Dialog mit den Spezialisten ein Bild über den derzeitigen Zuchtfortschritt machen.     

Erstmals stellen wir auch einen Sortenversuch von Zwiebeln vor.

Wir möchten Sie in diesem Jahr im Weuthen – Pavillon umfassend über unsere Verarbeitungssorten informieren.
Dank der Unterstützung der Landfrauen Waldniel können wir in diesem Jahr Convenience Pfannengerichte verkosten.  

Des Weiteren stellen wir dort veredelte Kartoffelprodukte von unseren namhaften Abnehmern aus.

Die Firma Böhmer zeigt in ihrem Trailer, welche innovativen Möglichkeiten es gibt, unser schmackhaftes und gesundes Produkt zu verpacken sowie den Verbrauchern zu präsentieren.


Proberodungen und Ernteschätzung:

Ergebnisse der Proberodungen aus allen wichtigen Anbauregionen liegen vor.  Es gibt je nach Region, je nach Beregnungskapazität, je nach Sorte ein sehr unterschiedliches Bild. Die derzeitige Witterung wird die Bestände der Haupternte weiter in die Abreife übergehen lassen. Wir erwarten hier keine Spitzenerträge mehr, obwohl unsere Schwerpunktsorten Challenger, Agria, Arsenal, Innovator und vor allem Fontane noch das Potential haben auch auf nicht beregneten Standorten die 50 to/ha-Marke zu knacken. Die enorme Marktleistung von Fontane, auch unter schwierigen Bedingungen, wird die Erfolgsstory der wichtigsten und größten Verarbeitungssorte in Europa weiter befeuern.

Durch die Flächenausdehnung, höhere Beregnungskapazitäten und besseren Erträge in den wichtigen Anbauregionen erwarten wir im gesamten HAFPAL-Gebiet eine um         10-15% größere Ernte als 2018.  In Teilen Ostdeutschlands, Niedersachsens, Polens und anderen Regionen Süd- und Ostosteuropas haben wir eine kleine Ernte zu erwarten.  

Noch im Aufbau befindliche Sorten und Newcomer wie z.B.  Babylon, Chenoa, Linus  und  Marvel zeigen gute Ergebnisse in den Feldversuchen.  
Besonders die sehr kleinfallende Spezialsorte Gerona bestätigt und übertrifft rund um den Globus die Erwartungen zum wiederholten Male. Die Kocheigenschaft, die Fleischfarbe, die runde, gleichmäßige, kleinfallende Knollenform und die sehr hohen Erträge lassen uns sehr hoffungsvoll in die Zukunft dieser Sorte schauen.   

Die Sorte Jurata bestätigt in Bayern und auch in anderen Regionen die guten Ergebnisse der Vorjahre und kristallisiert sich zum wiederholten Male als trockenresistente Sorte für das Fast-Food-Segment heraus. Sie steht neben der Doppelnutzungssorte Divaa weiter in unserem Fokus.          


BIO-Anbau

Wir haben auch in diesem Jahr einen Vertragsanbau von Bio-Verarbeitungskartoffeln etabliert. Die Erträge sind dort ansprechend.   
Neben Agria, Fontane und Markies zeigen die Phytophthora-resistenten  Sorten Carolus und Alouette ansprechende Ergebnisse.  

Auch wenn die Medien und die Politik es anders suggerieren, steigt der Bedarf an Bio-Veredelungsprodukten nicht bzw. geht eher etwas zurück.   

Im Frischkartoffelmarkt mag dies anders aussehen.


Was können wir in den kommenden Monaten erwarten?

Die Versorgungslage ist derzeit ausgeglichen. Zum heutigen Zeitpunkt fließt alles planmäßig ab und wir erwarten in den kommenden Wochen keinen großen Vermarktungsdruck, der weitere Preissenkungen bei Verarbeitungskartoffeln rechtfertigen würde.  

Die Haupternte muss auch zunächst noch geborgen werden.  Mit welcher innovativen Technik dies heutzutage zu bewerkstelligen ist, wird heute erneut auf der Freifläche im Außenbereich eindrucksvoll demonstriert.    

Die Verarbeitungsindustrie erweitert weiterhin ihre Kapazitäten. Dies ist eine positive Nachricht für unsere Branche.  Trotzdem gilt es, im globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Die europäische Kartoffelwirtschaft stellt sich diesen Herausforderungen, auch wenn wir durch die Gesetzgebung in Europa mit verschärften, schwierigeren Produktionsbedingungen als unsere ausländischen Wettbewerber zu tun haben. Der Wegfall von Reglone, CIPC, einige Insektizide und die sich verschärfende Düngerverordnung sind Beispiele vor welchen Herausforderungen wir stehen. Auch aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit den Fachberatern und Beraterinnen der Landwirtschaftskammer NRW, unter Federführung von Frau Dr. Marianne Benker, um 16 Uhr ein Fachforum in einem separaten Zelt geplant. Bitte zeigen Sie Interesse durch Ihre Anwesenheit und diskutieren Sie mit den Experten der Landwirtschaftskammer die Themen und Fragen, die ihnen auf den Nägeln brennen.

Wir stellen uns gemeinsam diesen Herausforderungen und ich bin mir sicher, dass die europäische Industrie den Verzicht auf CIPC schon bald als Marketinginstrument gegenüber den Nordamerikanern nutzen wird. Trotzdem gilt es, für entsprechende Übergangs-Rückstandswerte zu kämpfen, um unsere Bestandsimmobilien zu erhalten.                 

Im Speisekartoffelbereich gilt es weiter, mit kreativen Verpackungen unsere guten, gesunden und regional produzierten Kartoffeln und Zwiebeln an den Verbraucher zu bringen.

Dass Teile der Bevölkerung sich vegan ernähren möchten, spielt der Kartoffelwirtschaft sowohl bei den Frischkartoffeln als auch bei Verarbeitungsprodukten in die Karten und bietet Chancen.     


Pflanzkartoffeln

Bei Pflanzkartoffeln erwarten wir gute Erträge und durchschnittliche Größensortierungen aufgrund des hohen Knollenansatzes. Vor allem erwarten wir gute, gesunde Qualitäten.

In den meisten Vermehrungsregionen hatten die Landwirte mit hohem Läusedruck zu kämpfen. Dies könnte, vor dem Hintergrund des Wegfalls einiger Insektizide, noch zu negativen Überraschungen bei den Anerkennungen führen.      

Wir erwarten in den Frühgebieten eine Verschiebung von Doppelnutzungssorten hin zu den in diesem Jahr besser verfügbaren Verarbeitungssorten.
Der Schlüssel für eine sichere, ertragsstabile Kartoffelproduktion liegt bei der Verwendung von gutem, gesunden Pflanzgut.

Über Neuigkeiten aus den europäischen Zuchtgärten und Verfügbarkeiten können Sie sich draußen auf den Demofeldern erkundigen. Bitte machen Sie hiervon regen Gebrauch und sprechen Sie mit den Experten über die anbautechnischen Besonderheiten der für Sie interessanten Sorten.


Erntemengen 2019

Wir haben unserer Meinung nach eine gerade bedarfsdeckende Ernte vor der Brust. In der Ernte 2019 werden sich die Rohstoffströme von West nach Ost verschieben und letztendlich dafür sorgen, dass Angebot und Nachfrage in Europa in Balance kommen.

In Zahlen schätzen wir die Erntemengen 2019 derzeit wie folgt ein:     

  • Deutschland:  10,00 – 10,50 Mio.  to
  • EU 5:               27,00 – 28,50  Mio. to

Diese Erträge sind knapp bedarfsdeckend und lassen ein normales, auskömmliches Preisniveau für die 2019er Ernte erwarten.

Speisekartoffelmarkt:
Die deutschen Speisekartoffelpreise sind noch immer historisch hoch. Ob sich diese Preise in den kommenden Wochen auf das westeuropäische Niveau einpendeln werden,  bleibt abzuwarten.  

Wir erwarten daher in der Haupterntephase im September/Oktober für den deutschen Markt Speisekartoffelpreise je nach Region und Kocheigenschaft zwischen 16,00 und 19,00 €/ 100kg.   
Bei optisch abweichenden Partien ist von entsprechenden Abschlägen auszugehen.
Im Export werden diese Preise voraussichtlich nicht zu erlösen sein.    
Sowohl für Drillinge als auch Übergrößen wird es ordentliche Erlöse geben. Hierfür haben sich Märkte sowohl im Frischmarkt als auch in der Verarbeitung gebildet.
   
Die Marktteilnehmer sind gefordert, in den nächsten Monaten dafür zu sorgen, dass sich die aufwendige Lagerung in Kisten/Kühllagern auch entsprechend in den Erlösen   niederschlägt.  

Verarbeitungsmarkt:
Bei Verarbeitungskartoffeln haben wir zumindest für den Augenblick die Talsohle erreicht.   

Bis Mitte/Ende Oktober rechnen wir mit Preisen um das heutige Niveau. Sollten – wider Erwarten- die Preise darunterfallen, ist die Stärkeindustrie aufnahmebereit und kann ggf.  für eine Stabilisierung sorgen.  

Es gilt jetzt, die Produktionskapazitäten der europäischen Industrie wieder voll auszulasten. Dann haben wir die Chancen auf einen normalen Marktverlauf mit Preisen um das Vertragsniveau.

Für die Lagerkartoffeln erwarten wir über die Periode November bis Juni durchschnittliche Preise zwischen 13,00 und 17,00 €/100 kg.  Der Terminmarkt gibt derzeit also ein Spiegelbild unserer Erwartung.     


Was erwarten wir für die Zukunft?  

Auch der bisherige Ernteverlauf wird Einfluss auf die Anbaulandschaft der Zukunft haben.

Die derzeitigen Perspektiven für anderen Ackerkulturen und vor allem der harte globale Wettbewerb auf dem Zuckermarkt lassen viele Anbauer in Belgien, Deutschland und Frankreich über eine weitere Ausdehnung der Kartoffelflächen nachdenken. Dem weiteren Wachstum der europäischen Verarbeiter steht damit zumindest von der Rohstoffseite nur wenig im Weg.   

Ob es auch für Ernte 2020 einen hohen Bedarf von sehr frühen Verarbeitungskartoffeln geben wird, ist heute noch nicht abzuschätzen. Wir werden jedoch mit den bewährten Spezialsorten sicher auch wieder in Baden, in der Pfalz und in den anderen zuverlässigen Frühgebieten am Markt sein. Langfristig bietet die Verteuerung der Keimhemmung allen Frühgebieten die Chance, dass die Verarbeiter vielleicht doch wieder 1 Woche früher für die neue Ernte an den Markt kommen.        

Ertragsschwache Risikoregionen werden in Zukunft für den Vertragsanbau von standardisierten Veredelungsprodukten weniger in Frage kommen. Hier wird zwangsläufig auf andere Segmente der Kartoffelwirtschaft oder Alternativkulturen ausgewichen werden.   

Guten, ertragssicheren Standorten und professionellen Kartoffelanbauern bieten sich weiter Möglichkeiten, am Wachstum der europäischen Kartoffelwirtschaft teilzuhaben.    

Unser Haus stellt sich, mit den spezialisierten Familienbetrieben, den täglichen Herausforderungen und wird weiter versuchen, den Vorsprung einer hohen Beregnungsintensität zu behalten.   

Auch mit unseren modernen, oftmals gekühlten, Lagerhäusern  sind wir in dieser Region -auch mit dem Hintergrund des Verbotes von CIPC-  sehr wettbewerbsfähig.  Doch es sind weitere Investitionen in Know-how, teure Keimhemmungsmittel und Kühlung erforderlich. Diese müssen natürlich entsprechend honoriert werden.  

Die Landwirtschaft, ob Vertragsanbauer oder nicht, hatte bisher ein auskömmliches Jahr. Es hat Verkaufsmöglichkeiten zu auskömmlichen Preise am Vertrags-, Kassa- und Terminmarkt gegeben und diese wird es auch weiter geben.

Unser Haus steht dabei weiter für eine strukturierte Auftragsproduktion im Vertragsanbau, aber auch für gesunde, freie Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage.    

Der globale Markt für tiefgefrorene Kartoffelprodukte wächst weiter. Trotzdem muss von den Verarbeitern im Jahr 2018 verlorenes Terrain zum Teil noch zurückerobert werden. Handelskriege, Zölle, Importbeschränkungen und das immer noch nicht bekannte Brexit Szenario bereiten der Branche Sorgen.     

Wir schauen trotzdem optimistisch in die Zukunft. Denn die europäische Kartoffelwirtschaft ist – auch dank der hervorragenden Infrastruktur zu den Seehäfen in Antwerpen, Rotterdam und Hamburg-  gut für die Zukunft aufgestellt.

Das sehr engagierte Team der Firma Weuthen und aller RWZ-Kartoffeltöchter wünscht Ihnen heute gute und interessante Gespräche, eine gute Saison 2019 und eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Schwalmtal, den 29.08.2019                             Ferdi Buffen

 

Quelle: www.weuthen-gmbh.de

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